Lauf, lauf, Läufer – Ein Stiegenteppich im Gespräch

In meinem Job werde ich oft mit scheinbar „einfachen“ Dingen konfrontiert, die so gar nicht schön, aber dennoch da sind. Eine Begründung, die ihre Existenz berechtigen würde, gibt es nicht. „Das gehört so“ bzw. „Das gibt es nur so“, scheinen Freifahrtscheine für ihre Montage zu sein. 

Nehmen wir als Beispiel Toiletten Spülkästen. Da baut man sein Bad oder seine Toilette für ein kleines Vermögen um oder sogar neu, um dann eine riesige Drücktaste, und die auch noch mittig, an der Wand zu haben. Hallo Geschmacklosigkeit! Ganz gleich, ob die Spülung wandbündig und vielleicht in Acrylglas oder mit Bewegungssensor verbaut wird, bleibt es einfach hässlich. Und genau hier stelle ich mir die Frage, wieso sich noch niemand daran gestoßen hat?? Natürlich muss es funktional seinen Zweck erfüllen, aber das geht und gibt es auch kleiner, stylischer und dezenter. Wie bei so vielen anderen Dingen, dauert´s halt hier in Österreich immer etwas länger mit dem Stylo-Faktor und bis dahin werden auch weiterhin fleißig die großen Tasten gedrückt.

Genau diese kleinen, scheinbar völlig belanglosen Kleinigkeiten sind es, von denen ich anfänglich gesprochen habe. Davon gibt es viele, viele, viele und bringen mich zum eigentlichen Thema, nämlich, Treppenläufer. Also Teppiche für Stiegen in den eigenen vier Wänden, verschraubt oder verklebt, für gerade oder gedrehte Stiegen. Immerhin gibt es auch in Österreich genügend Menschen, die in einem Haus oder einer Wohnung mit Stiegen wohnen und über einen Teppichläufer bestimmt schon mal nachgedacht haben. Bei der Auswahl, die der österreichische Markt zu bieten hat, hat man den Gedanken an einen Stiegenteppich ganz schnell wieder ad acta gelegt und kommt zu dem Entschluss, dass man doch keinen braucht. Das Angebot beginnt bei scheußlich, fad und endet bei Kokos oder Sisal. Die beiden Materialien sind zwar Naturprodukte, aber nicht besonders „barfußfreundlich“, ich finde „kratzig“ trifft es wohl eher. Für Stiegen der Allgemeinfläche von Wohnhäusern erfüllen sie ihren Zweck als Schmutzfänger und Lärmdämmer. Aber will man das zu Hause wirklich haben oder wächst die Sehnsucht nach wenigstens einer Handvoll Alternativen? Ein Teppich, der als Rutschhemmer fungiert, den Füßen schmeichelt aber auch so ein Eyecatcher ist, dass er alleine dadurch schon Teil des Interieurs ist, so etwas habe ich gesucht.

Nachdem ich all unsere Großhändler durch hatte, war ich etwas frustriert. Zugegebener Maßen sind meine Vorstellungen immer etwas speziell- ich glaube, die meisten unserer Lieferanten fürchten sich vor meinen Anrufen, dafür lässt sich aber das Endergebnis meistens sehen. Meine Hartnäckigkeit führte mich dann nach England, wo es unzählige Materialien, Einfassungen und Muster gibt. Gerade bemusterte Böden in jeglicher Form sind wesentlich schmutzunempfindlicher als einfarbige. Zu beachten gilt hier, dass man auf Grund des Musters einen größeren Verschnitt hat, also mehr Material braucht und bei der Verlegung auf die Optik aufpassen muss.

In der Geschwindigkeit eines Wimpernschlags wurde ich fündig. Als der Teppich bei uns ankam, wurde er zuerst zugeschnitten und dann zum Ketteln gebracht. Eine farbliche Einfassung ist wie ein Bilderrahmen, es setzt dem Ganzen noch eins drauf. Meine ursprüngliche Idee, den Treppenteppich in einem leuchtenden Gelb einfassen zu lassen, war mir dann doch irgendwie zu unaufregend, also bekam das knallige Pink den Job. Und tataaaaaa hier liegt bzw. klebt er jetzt. Ja, er wurde von unseren Facharbeitern verklebt und falls sich nun der ein oder andere fragt, wieso wir einen Boden verkleben….weil wir es können und auch das zu unseren Leistungen zählt. Vielleicht konnte ich die ein oder andere verzweifelte Suche damit beenden und wünsche Euch einen guten Wochenstart.

Macht es gut,

Nici