Fairtrade im Handwerk gibt es natürlich nicht! Wir leben in einer Zeit, die uns zum Nachdenken zwingt. Wir legen Wert auf Nachhaltigkeit und besitzen Umweltbewusstsein. Wir versuchen ökologisch zu denken, kaufen unsere Lebensmittel hauptsächlich Bio und Fairtrade oder versuchen vegan zu leben. Das Wort “superfood” boomt mehr denn je und wir kaufen Lebensmittel die uns entgiften, den natürlichen Alterungsprozess regelrecht aufhalten, unser Immunsystem praktisch vor allem schützen und uns Superkräfte verleihen, mit dem Erfolg, nie wieder gestresst oder müde zu sein.
Bei dieser ganzen Nachhaltigkeit und dem Versuch gesund zu leben darf man tief in die Tasche greifen. So zahlt man zum Beispiel das 3fache für Bio Obst und Gemüse aus Österreich, dafür ist es frei von Kunstdünger und Gentechnik und durch den biologischen Anbau auch noch umweltschonend. Die Wertigkeit ändert sich sobald es um Handwerker geht, schliesslich muss man ja irgendwo Einsparungen treffen, denn wir kaufen auch noch “glückliche” Möbel die nur verschraubt sind um die Giftstoffe des Leims nicht einzuatmen. Wenn es aber um das Ausmalen geht werden dann “Wochenend-Zimmermaler” oder dubiose Firmen bestellt, die auf die schnelle, super günstig ausmalen. An dieser Stelle sollten wir uns jedoch einen Raum in unserem Eigenheim genau ansehen. Wir werden feststellen, dass uns in diesem einzigen Raum – egal wie viele Quadratmeter er hat, ganz schön viel Fläche umgibt. Und trotzdem lassen wir bedenkenlos die Wände mit irgendwelchen Produkten “beschmieren” ohne über die Inhaltsstoffe Bescheid zu wissen oder die Menschen die es verarbeiten. Hauptsache es ist billig! Ist es nicht widersprüchlich gesund leben zu wollen, aber sein zu Hause, in dem man wohlgemerkt lebt, derart achtlos zu behandeln? Wird hier nicht an der falschen Stelle gespart?
Um dies zu veranschaulichen nehmen wir ein einfaches Beispiel, das Ausmalen eines Zimmers, in 3 Preiskategorien:
Der Wochenend-Zimmermaler hat keine offiziellen Abgaben, stellt lediglich seine Arbeitsleistung zur Verfügung und bekommt seinen Lohn auf die Hand. So bekommt er zum Bespiel für das Ausmalen eines Zimmers ca. €100,- für seine Arbeitszeit pro Tag. Das Material darf sich der Kunde vorher selbst besorgen.
Scheinfirmen, die vielleicht einen offiziellen Sitz in Österreich haben, arbeiten entweder mit Anmeldetricks oder entlohnen ihre Mitarbeiter SCHWARZ!!!! Ihre Arbeiter stammen meistens aus Billig-Lohn-Ländern, die hier eine Möglichkeit sehen mehr zu verdienen. Leider sieht die Realität anders aus. Aus der gratis Wohnmöglichkeit entpuppt sich ein Container, den sie sich mit anderen 8-10 Kollegen teilen müssen, indem nicht einmal 2 Menschen Platz hätten. Die hygienischen Bedingungen sind katastrophal. Ihr Lohn liegt bei menschenunwürdigen ca. €5 pro Arbeitsstunde, die aber vom Chef um das 2-3 fache verkauft wird. Die verwendeten Materialien sind billigst Produkte, die weder irgendeiner Norm noch Qualitätsprüfungen unterliegen. Unter dem Strich zahlt man hier für das Ausmalen des Zimmers ca. €200,-. Kein Wunder, dass bei diesem Nullsummenspiel “Dumping Preise” entstehen!
Eine Fachfirma verlangt für das Ausmalen des Zimmers ca. €380,-!
Warum ist das aber so viel teurer???
Der Preis der Fachfirma setzt sich wie folgt zusammen:
Eine Rechnung gibt nicht nur eine Gewährleistung sondern enthält auch 20% MwSt.
Die Mitarbeiter sind nach dem Kollektivvertrag angemeldet, welcher den gesetzlichen Mindestlohn festlegt.
Das Know-How und die Erfahrung der Fachfirma zahlt der Kunde auch mit. Natürlich braucht ein “Wochenend-Zimmermaler” für Standart-Arbeiten weder eine gute noch irgendeine Ausbildung. In Wohnungen allerdings, die Schwachstellen wie Wasserschäden, Schimmel, Risse, Fettflecken an der Wand oder Tapeten haben, schon. Es ist uns nicht nur einmal passiert, dass wir Baustellen übernommen haben, die der “Wochenend-Zimmermaler” ur plötzlich verlassen hat. Ja sogar spurlos verschwunden ist und nicht mehr erreichbar war, weil er mit der Bausituation völlig überfordert war, da ihm das nötige Wissen darüber gefehlt hat.
Es gibt Verarbeitungsrichtlinien laut Ö-Norm an die sich eine Fachfirma halten sollte. Jede Beschichtungstechnik in der Verarbeitungsart ist laut Ö-Norm festgelegt wie zum Beispiel, wie oft eine Wand gestrichen werden muss, damit sie deckend beschichtet ist.
Die Materialien unserer Lieferanten, die wir verarbeiten, unterliegen bei der Produktion strengen Richtlinien und entsprechen den österreichischen Umweltauflagen. Durch die aufwendigere Herstellung sind sie teurer jedoch qualitativ höher.
Vielleicht habe ich euch einen kleinen Denkanstoß geben können. Auch ich versuche die beste Leistung für mein Geld zu bekommen und überlege mir sehr gut, wem ich mein Vertrauen schenke.
Euch allen ein “schönes” Pfingstwochenende!
Nici